Der Künstler Helgi Jonsson ist hierzulande wohl kaum jemandem bekannt, obwohl wahrscheinlich fast jeder schon einmal unbewusst mit dessen Arbeit konfrontiert wurde. Denn der isländische Multiinstrumentalist ist unter anderem mit seiner Posaune auf Veröffentlichungen von Sigur Rós, Damien Rice oder Alexi Murdoch zu hören – oder aber auch bei einigen deutschen Künstlern wie zum Beispiel Boy und Philipp Poisel.
Mit Vængjatak veröffentlicht der Isländer nun eine EP, deren Entstehungsgeschichte vielleicht nicht sonderlich außergewöhnlich ist, die Musik auf Vængjatak jedoch besser beschreibt, als die meisten Rezensionen.
Während seiner Zusammenarbeit mit dem deutschen Theaterregisseur Falk Richter in Frankfurt lief der Isländer täglich auf seinem Arbeitsweg an einem Steinway Klaviergeschäft vorbei. Doch er vermied es, das Geschäft zu betreten – aus Angst, sich „zu verlieben“. (Für jemanden, dem Steinway kein Begriff ist, klingt das vielleicht merkwürdig. Nach einer kurzen Recherche bei Google sollte diese „Angst“ jedoch verständlich sein). Letztendlich führte wohl doch kein Weg daran vorbei, und so wurde Helgi Jonsson fündig und verliebte sich. Das Klavier wurde letzlich nach Island verfrachtet. Dort ist Vængjatak zum großen Teil entstanden, mit Blick auf das Meer und auf die Berge.
Das mag für den einen oder anderen jetzt nach einer schönen PR-Geschichte klingen, die nicht unbedingt auf großes Verständnis stößt. Doch wer sich mit der Musik der EP eingehend beschäftigt, der wird die Geschichte dahinter sehr wahrscheinlich verstehen.
Denn Vængjatak transportiert eine geballte Ladung an Emotionen – und sorgt ganz nebenbei auch noch für Fernweh nach Island. Jonsson nutzt vor allem Gesang und Klavier, um ein atemberaubende Atmosphäre zu erschaffen, die ihre Kraft vor allem aus den pulsierenden Wechseln zwischen begleitenden Klavierparts und ausdrucksstarken Gesangseinlagen bezieht. Doch würde man die Musik als depressive, melancholische Klassik bezeichnen – man würde ihr nicht gerecht werden. Der erste Eindruck mag zwar ziemlich genau so in Erinnerung bleiben, doch wer sich wirklich auf die Musik einlässt und versucht, in ihr abzutauchen, der wird noch wesentlich mehr finden.
Denn in ihrem innersten Kern haben die 6 Lieder auf Vængjatak vor allem eines gemeinsam:
Sie sind einfach wunderschön.
Live:
(with Tina Dico and Marianne Lewandowski)
24.09.2016 Düsseldorf // Christuskirche
25.09.2016 Frankfurt // Mousonturm
26.09.2016 Berlin // Studio im Admiralspalast
Facebook: https://www.facebook.com/helgistrombone/
Homepage: www.helgijonsson.com
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