Knapp 2 Jahre ist es nun her, dass mit Endless River das letzte Studioalbum der Band Pink Floyd erschien. Doch wirklich gut kam die Platte damals nicht an, die Erwartungshaltungen der Fans wurden größtenteils enttäuscht und auch die Fachpresse zerriss das Album fast einstimmig.
2 Jahre später beginnt das hauseigene Label Pink Floyd Records nun damit, den gesamten Veröffentlichungskatalog der Band auf feinstem 180g Vinyl erneut zu veröffentlichen. An diesem Punkt stellt sich immer die Frage nach der Daseinsberechtigung eines solchen Re-Releases. Viele Bands bzw. die Hinterbliebenden der Bandmitglieder nutzen solche Veröffentlichungsaktionen häufig, um nach Jahren nochmal Profit aus der längst vergangenen Musik zu machen. Und das, obwohl der Vinylgebrauchtmarkt von vielen dieser Alben nahezu überschwemmt wird.
Über die Beweggründe die zum Re-Release der Pink Floyd Platten geführt haben, möchten wir an dieser Stelle nicht spekulieren. Doch die Frage nach der Notwendigkeit?

Fakt ist, das Pink Floyd eine der größten bzw. für viele Fans wirklich die größte Band aller Zeiten ist. Und Fakt ist auch, das die gebrauchten Vinyls der Band je nach Releasedatum und Qualität der schwarzen Scheiben auch gerne mal für Summen im dreistelligen Bereich den Besitzer wechseln. Da der aktuelle Vinyhype vor allem auch von Mitgliedern der jüngeren Generation vorangetrieben wird, die für die originalen Releases einfach zu jung sind und zusätzlich für den Gebrauchtmarkt nicht ausreichend liquide, erscheint die anstehende Veröffentlichungswelle zumindest aus dieser Perspektive mehr als gerechtfertigt.
Doch sicherlich werden sich auch einige Sammler und Gebrauchthändler erzürnen.
Ein Meilenstein
The Piper At The Gates Of Dawn (Der Pfeifer an den Toren der Morgendämmerung) wurde im August 1967 erstmalig veröffentlicht und markiert damit für viele Anhänger die wirkliche Geburtsstunde des Psychedelic Rock. Sicherlich haben sich auch die Gründungsmitglieder der Band damals an anderer, bereits vorhandener Musik orientiert – doch der erste Meilenstein des bandeigenen Sounds und somit auch des Psychedelic Rock wurde mit dem ersten veröffentlichten Album der Band gelegt.

Verantwortlich für diese Einflüsse zeigt sich vor allem das Gründungsmitglied Syd Barrett, der später durch David Gilmour ersetzt wurde. Die ersten Alben und EP’s der Band stehen jedoch alle unter dem Barett’s Einfluss.
The Piper At The Gates Of Dawn beginnt mit dem Titel „Astronomy Dominé“. Der Grundgedanke hinter der Musik wird hier auch direkt deutlich, denn das dominierende Element sind die prägnanten Gitarrenriffs. Welche an dieser Stelle auf einen Gesang treffen, der wohl zu Recht auch an die Beatles erinnert.
Doch auch auf ihrem ersten Studioalbum findet sich eine erstaunlich große Vielfalt wieder. „Lucifer Sam“ erinnert beispielsweise nur bedingt an Psychedelic Rock und klingt durch seine unverzerrten Gitarrenriffs an einigen Stellen nach dem perfekten Titelsound für einen Bankraub in den 60er Jahren.
Im Titel „Pow R. Toc H.“ kommen die psychedelischen Einflüsse in nahezu perfekter Form schon durch. Die einzelnen Spuren laufen häufig auseinander, nähern sich langsam wieder einander an um sich dann kontinuierlich wieder voneinander zu entfernen. Doch das daraus resultierende Gesamtbild passt einfach, und so ganz geht der rote Faden nicht verloren.
Die B-Seite des Vinyls wird vom Song „Interstellar Overdrive“ eingeleitet, der den Psych Rock auf The Piper At The Gates Of Dawn nahezu auf die Spitze treibt. Mit einer Länge von fast 10 Minuten bietet er für allerlei Experimente musikalischer Art eine Plattform, die unter anderem in einem sehr niedrigen Wiedererkennungswert resultiert. Es findet sich kein wirklicher Kern mehr, um den sich die Instrumentals bewegen, vielmehr erweckt der Titel den Eindruck einer Improvisation. Doch auch dadurch passt er ins musikalische Bild der Band. Denn für ihre ausschweifenden Live-Darbietungen ist die Band heute noch bekannt. Ob ein solcher Song jedoch auf einem Album richtig platziert ist, ist jedoch fragwürdig.
Doch dazu muss natürlich auch angemerkt werden, dass wir hier über ein Debütalbum einer Band sprechen, die mittlerweile einen Legendstatus trägt. Das bei dieser Platte die gleichen Maßstäbe angelegt werden, wie zum Beispiel bei The Wall oder Dark Side Of The Moon ist eigentlich nicht möglich.
The Piper At The Gates Of Dawn ist ein wichtiger Punkt in der Geschichte von Pink Floyd, auch wenn es bei weitem nicht das bedeutendste und auch nicht das beste Album der Band ist. Die musikalische Ausrichtung von Pink Floyd hat sich in den folgenden Jahren deutlich verändert, doch für den Pyschedelic Rock bleibt The Piper At The Gates Of Dawn sicherlich noch lange ein markanter Meilenstein.
Und für Vinylliebhaber, Sammler und Fans ist der analoge Sound der Platte einfach ein absolutes Must-Have. Denn das Releasedatum liegt fast 50 Jahre zurück.
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