Nicht nur Hip-Hopper oder amerikanische Sprachgesang-Künstler lassen auf sich warten. Nein, auch Punkrocker aus London können ab und zu mal die schlechte Angewohnheit haben, ein wenig zu spät zu kommen. Doch das ist alles halb so wild, wenn der sowieso gefeierte Hauptact mit einer Münchener Rock-Band durch Deutschland tourt, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, das Publikum besonders deftig auf die Hauptshow vorzubereiten.
Und so konnten die Zuschauer Apologies, I Have None am 14.10. im MTC in Köln kaum übel nehmen, dass sie mit 45 Minuten Verspätung ihr Konzert für das neue Album Pharmacie anfingen. Vorab schickten sie jedoch erst einmal ihre Vorband, die nicht minder überragenden Blackout Problems auf die Bühne, um dem ausverkauften MTC schon mal zu zeigen, wo der Hammer hängt.
So performten Blackout Problems zwar komplett anders, als es nach dem ersten Durchhören der Studioversionen zu erwarten waren. Doch live ist nun mal bekanntlich schöner als „nur mal eben produziert“. Da bilden die Münchener keine Ausnahme – Marcus (Bass/Vocals) und Mario (Guitar/Vocals) hören sich einfach besser an, wenn sie zwischenzeitlich auch ihre männliche Kratz-Stimme auspacken dürfen. Schnell hatte sich rumgesprochen, dass die Vorband wohl besser sei, als der Mainact. Das war aber wohl eher scherzhaft gemeint und konnte nur der angesprochenen Verspätung zu Schulden gelegt werden.
Kalte Musik, kalte Drops – passend für die Wintertage
Dennoch: Die Jungs von Blackout Problems sind sicherlich auch mal unabhängig von großen Namen einen Besuch wert. Sie spielen am 28.10.16 übrigens im Underground in Köln. Allerdings darf man sich den tanzbaren Metal nicht durchgehend einverleiben. Auf dem Album Holy gibt es nämlich auch poppige Elemente. Wer das jedoch vertragen kann, sollte sich für die 15 Euro nicht zu schade sein.
Kurzer Break, Bühnenumbau – zum Zeitvertreib eine Runde Kickern nebenan. Dass auch die Pause etwas länger dauerte war daran zu erkennen, dass man trotzdem pünktlich zum Start von Apologies, I Have None wieder im MTC war, obwohl der Tisch erst noch repariert werden musste.
Die Musiker aus London, die sich irgendwo zwischen Punkrock, Emo und Alternative bewegen waren dann allerdings das Warten wert. Da das MTC voll war, das Bier weg ging wie Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt und der Toilettenbesuch auch nicht ganz einfach war, waren wohl eher Gäste der ersteren Gattung anwesend. Jeder andere hätte wohl bei Songs wie „Clapton Pond“, dem treibenden „60 Miles“ oder dem in Selbstmitleid versinkenden „Coffee, Alcohol, Codeine, Repeat“ auch keinen Spaß gehabt.
Zu depressiv? Zu dunkel? Es sind nun mal kalte Songs mit kalten Drops, perfekt für kalte Wintertage, die jedoch totztdem tanzbar bleiben. Passend zu dem kleinen, schmuddeligen MTC mit seinen teils unverputzten Wänden – die ideale Loctaion. Insgesamt schafften es die Londoner dann eine gesunde Mischung aus alten Tracks vom ersten Album London gekonnt mit neueren Sachen wie „Love & Medication“ und „Wraith“ zu mischen. Gerne dann auch mal als Longplayer aneinandergereiht ohne dem Publikum auch nur die Chance zu geben ein wenig Luft zu schnappen.
Klarer und aufgeräumter als noch auf London
Allerdings ist das neue Album anders als ihr erstes. Denn nicht nur im Studio, sondern auch live singen Josh McKenzie und Simon Small (beide Guitar/Vocals) um einiges klarer und aufgeräumter als noch auf ihrem ersten Album und den seit 2007 erschienenen sechs EP’s. Eventuell könnte das Fans der ersten Stunde etwas abschrecken. Trotzdem ist der Band zugute zu halten, dass weder die schmutzigen, mal extra wie dahingerotzten Drummlines, noch die Riffs und der Gesang ein Produkt moderner Studiotechnik sind. Wäre aber auch komisch, da dafür die Texte zu authentisch sind.
Ein Konzertbesucher kam aufgrund der neuen Lieder zu dem Vergleich, dass Pharmacie dennoch sehr an die US-amerikanischen Rockgruppierung The Gaslight Anthem erinnert. Das könnte wohl zum einen daran liegen, dass 2014 Gründungsmitglied Dan Bond und der Bassist PJ Shepherd die Band verlassen haben. Zum anderen könnte sich Apologies, I Have None aber auch auf der gemeinsamen Tour nach dem 2012 erschienenen „London“ ein paar Einflüsse und Anregungen der Café-Rocker einverleibt haben.
Links
Apologies, I Have None – Facebook, Homepage
Blackout Problems – Facebook, Homepage
Bild: Pressefreigabe