Tycho – 22.02.2017 – Köln, Gloria

Scott Hansen ist als Graphikdesigner unter dem Synonym ISO50 bekannt, für Musikliebhaber klingelt es aber vielleicht erst wenn von Tycho die Rede ist. Tycho ist das musikalische Projekt von Hansen, welches schon seit über 10 Jahren besteht. In der letzten Zeit hat sich rund um Tycho aber einiges getan, das ursprüngliche Soloprojekt ist nun zu einer mehrköpfigen Konstellation angewachsen, in der Zac Brown Gitarre und Bass spielt, während Rory O‘ Connor an den Drums sitzt. Das Album Epoch ist als komplettiernder Nachfolger der beiden Alben Dive und Awake zu sehen. Gemeinsam bilden die bei Ghostly International veröffentlichten Alben eine Triologie, deren Sound und Graphikwelten nicht besser ineinander übergreifen könnten.

Mit der Veröffentlichung von Epoch kündigte die Band auch eine Nordamerika und Europatournee an. Wir waren am 22.Februar im Kölner Gloria dabei, um uns Tycho live anzusehen. Support gab es an diesem Abend von Heathered Pearls. Hinter diesem Namen versteckt sich der in Polen geborene Jakub Alexander, der nicht nur durch das gemeinsame Label Ghostly International, sondern auch durch Zusammenarbeit am Blog ISO50 mit Tycho verbunden ist. Im Gloria präsentierte der Wahl-Brooklyner ein 45-minütiges DJ-Set, welches mit Deep-House und Technoeinflüssen durchaus als Tanzeinladung gemeint war, vom Kölner Publikum aber nur halbherzig als solche verstanden wurde. Heathered Pearls hinterließ trotz eigener Bescheidenheit und bescheidenem Tanzelan des Publikums mit seinen abwechslungsreichen Sounds einen bleibenden Eindruck.

Kontrastierend zum minimalistischen, zurückhaltenden Auftritt des Supports wirkte der Auftritt von Tycho: Während bei Heathered Pearls nur ein bisschen Licht hier und da für optische Effekte sorgte, wurde die musikalische Darbietung Tychos durch aufwändiges Video Artwork ergänzt. Hier wurde definitiv auf nostalgische 70’s Ästhetik gesetzt, Filme die wie alte Familienvideos wirkten, Kaleidoskopartige Landschaftsaufnahmen – „einmal Vintagekitsch fürs Auge bitte!“.
Mit „Glider“ eröffneten Tycho ihr Konzert, ein Song des neusten Albums Epochs, welches übrigens eine Grammy Award Nominierung in der Katergorie bestes Dance/- Electronica-Album einheimsen konnte.

Mit „A Walk“ griff die Band dann zum Album Dive zurück, mit „Rings“ boten Tycho dem Publikum wieder neues Material. Der stetige Wechsel aus alten und neuen Songs zog sich durch die ganze Playlist und sorgte für Zufriedenheit bei den Fans.
Für die jenigen, die Tycho normalerweise lieber ambientehaft im Hintergrund laufen lassen war dieser Abend eine harte Probe. Was Zuhause sonst so reduziert nebenbei dahin plätschert, wollte sich bei diesem Konzert zu etwas Großem aufplustern. Powerambiente, der soundtrackhaft, belanglos und artifiziell anderthalb Stunden füllte, ohne irgendeine Emotion beim Zuhörer auszulösen. Dass die vier Musiker Grandioses leisteten, in dem sie ihre Produktionen auch live perfekt darboten bleibt außer Frage, dennoch wirkte alles etwas zu glatt gestriegelt und durchkuratiert. Für Andere war die Musik von Tycho an diesem Abend aber eben doch vielseitig, entführte gemeinsam mit den Videos in andere Welten, wirkte mal erheiternd rauschhaft, dann wieder repetetiv und entspannend. Nach gut 90 Minuten und der Darbietung des Songs „Receiver“ war das Konzert beendet und schickte die Zuhörer mit einer guten Extraportion der Tycho-Bild-und Klangwelt im Hinterkopf nach Hause.

Heathered Pearls

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*Foto: Pressefreigabe

Maria Starfeld

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