Ole Löding und Philipp Krohn – Sound of the Cities

Die Hamburger Journalisten Ole Löding und Philipp Krohn gehen mit ihrem Buch „Sound of the Cities“ auf eine Popmusikalische Entdeckungsreise. Und was im Untertitel des journalistischen Werkes schon versprochen wird, wissen die beiden auch allzu gut einzuhalten. In flotter Manier, gewitzt und interessiert klapperten die beiden Städte und Länder des alten Kontinents ab, um den Spuren der Musikgeschichte nachzugehen. Dabei sprachen sie mit Ikonen, Koryphäen, Plattenladenbesitzern, Musikern, Zeitzeugen und Labelbossen. Jedes Kapitel behandelt dabei einen Aufenthalt in einer Stadt, wie zum Beispiel Paris, Detroit, Köln oder London.

Doch wer glaubt, dass es nur „langweilige“ Interviews mit altbackenen Musikern zu lesen gibt, der irrt gewaltig. Krohn und Löding sind ja nicht umsonst Journalisten und verstehen es reportagenartig ihre Entdeckungen und Erfahrungen mit dem Leser zu teilen. Städtebeschreibungen gehören neben den Fakten zu städtetypischen Musiklegenden und Bandgeschichten ebenso dazu, wie das Besuchen von grandiosen Spots und „Places to be“ in der jeweiligen Stadt.

Deezer-Liste zum Musik entdecken

Ob es darum geht in der französischen Hauptstadt Paris, die scheinbar nur bei abendlicher Dämmerung ihre Schönheit entfalten kann, der ausbleibenden Bandgründungen auf den Grund zu gehen oder den von Maschinen in Autoherstellerfirmen beeinflussten Sound von Detroit einzufangen. Stets gehen die beiden Journalisten auch auf die Geschichte der Städte ein, die sie besuchten und ordnen die musikalische Entwicklung in Zeitgeschehen und Weltgeschehen ein, ohne jemals wirklich wertend zu sein. Steht Kritik an, so wird sie meist an Aussagen von Interviewpartnern oder eben dem fehlenden Erfolg eines Musikers oder einer Band festgemacht. Am Ende jedes Kapitels erwartet den Musikfan dann eine von Krohn und Löding zusammengestellte Playlist, die die, für sie, einflussreichsten Kinder der Stadt beinhaltet. Sei es Country in Nashville, Kölsche Töne in Köln, Electro in Antwerpen oder Heavy Metal in dem erwähnten Detroit – jede Facette der Musik findet seinen Platz in dem 414 Seiten langen Buch, das 500 Songs und 24 Städte beinhaltet. Neben dem Mixtape, das die beiden Journalisten auch bei dem Musikstreaming-Dienst „Deezer“ angelegt haben, geben die beiden Journalisten ebenfalls noch ein kleines Reisehandbuch mit auf den Weg.

Dieses äußert sich in Form der besuchten Locations in den jeweiligen Städten. Abgeranzte und abgefeierte Indieschuppen, versteckte Museen oder verrückte Plattenläden – sollte der Musikfan Zeit und Geld zu Verfügung haben eine bis alle der Städte zu bereisen sollte er dieses Buch dabei haben und die jeweiligen Locations auf der Wanderschaft durch die Straßen besuchen.

Neben all den aufgezählten „Kleinigkeiten“ beantworten Löding und Krohn jedoch „mal eben“ auch die wichtigsten Fragen der Musikgeschichte – so wie es ihre Intention war. „Wurde der Punk in London oder Detroit erfunden? Ist Liverpool wirklich die » Capital City of Pop«? Und „warum entstand der Grunge in Seattle?“ So wird das Buch, das 2015 bei Rogner & Bernhard erschien oft angeteasert. Und – reden wir nicht um den heißen Brei – diese Fragen und ihre dazugehörigen Antworten aus der Entdeckungsreise der Journalisten, treffen den Nagel, wie man so schön sagt, auf den Kopf.

Musikgeschichte mal ganz anders erleben

Wer sich für Musik interessiert hat nunmal eben diese Fragen im Kopf. Und wer diese Fragen beantwortet haben möchte, sollte sich das Buch zu Gemüte führen. Nebenbei werden aber unter anderem auch die architektonische Auswirkungen auf die zunehmend elektronischer werdende Musik in Frankreich, der Klinsch zwischen Punk und, nun ja, Hamburger Schule in Hamburg, die Entwicklung von Musik in großen Klassenunterschieden wie in Detroit oder die bunt gemischte Musikszene in Austin behandelt. Natürlich werden die Hochburgen der Musikgeschichte, Nashville, Memphis oder auch Antwerpen nicht außen vor gelassen.

Besonders spannend wird es bei den Zeitzeugen – ob Musiker, Produzenten, Labelmacher, Plattenlädenbesitzer oder Clubinhaber. Ob sie nun in einem Dorf aufgewachsen sind und in die große Stadt zogen oder andersherum, was sie beeinflusst hat, wen sie kennengelernt haben und wie sie feierten. Krohn und Löding verstehen es die Zeitzeugen pointiert und interessant in die Geschichten der Städte miteinzubinden, vor allem aber sie in die Geschichte der Musik einzuordnen.

Für viele Informationen braucht man viel Zeit – leider!

Ganz so ohne Kritik möchten wir Ole Löding und Philipp Krohn dann aber doch nicht von dannen ziehen lassen. Der Leser merkt schnell, wenn die Autoren nicht allzu viel Zeit in einer Stadt verbracht haben, um die jeweilige Entstehung von Popmusik zu beleuchten. Es wird dann nicht mehr ganz so sorgfältig und reportagenartig berichtet. Das liegt nicht allein am Kapitelumfang, der logischerweise geringer wird, sondern gleichermaßen auch an der Art und Weise, wie Löding und Krohn ihren Aufenthalt nacherzählen. Alles wirkt schneller, hektischer geschrieben. Es ist weniger informativ, weniger fesselnd. Das Kapitel Birmingham ist dafür, im Gegensatz zu beispielsweise dem Kapitel aus der texanischen Hauptstadt Austin ein wunderbares Beispiel.

Und als kleiner Tipp für die Lesefaulen unter den Musikliebhabern: Das Werk lässt sich ziemlich angenehm in „Häppchen“ lesen. Stadt für Stadt kann man sich so den Alltag versüßen, Musik entdecken und im nächsten Plattenladen mit Funfacts über diese oder jene Szene aufwarten.

Infos:

Titel: Sound of the Cities: Eine Popmusikalische Entdeckungsreise

Autoren: Ole Löding, Philipp Krohn

Verlag: Rogner & Bernhard, 2015

ISBN: 3954030977, 9783954030972

Länge: 414 Seiten

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Jonas Berger

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Jonas Berger

Normalerweise findet man mich im Windschatten eines randalierenden Mittzwanzigers,der nichts besseres zu tun hat als Einhörner mit selbstgeschnitzten Speeren zu jagen.