Ben Moore – Gibt es auf der dunklen Seite vom Mond Aliens?

Der Nobelpreisträger Max Planck sagte einmal über seinen Kollegen Albert Einstein: „Einstein glaubt, seine Bücher werden dadurch leichter verständlich, dass er von Zeit zu Zeit die Worte ‚Lieber Leser‘ einstreut.“ Planck bringt mit dieser Anekdote ein Problem auf den Punkt, das für Wissenschaftler seit jeher eine große Hürde darstellt: Die Erkenntnisse der eigenen Forschung für die Allgemeinheit verständlich zu verpacken.

Mit Gibt es auf der dunklen Seite vom Mond Aliens? stellt sich der Astrophysik-Professor Ben Moore einer noch größeren Herausforderung: Das Wissen über Planeten, Sonnensysteme, Galaxien & co. nicht nur laien-, sondern kindgerecht aufzubereiten.

In dem Sachbuch beantwortet er 55 Fragen, die viele Bereiche der Astrophysik berühren. Davon zielen einige eindeutig auf das junge Zielpublikum ab („Wo wohnen die Astronauten, wenn sie auf einem Planeten landen?“, „Kann man den Himmel anfassen?“), andere dürften allerdings zu der Art zählen, die auch schon mal Erwachsene ins Schwitzen bringen („Wie ist das Universum entstanden?“). Ein ganz klarer Pluspunkt ist, dass es sich um „echte Fragen von echten Schulkindern“ handelt und das Buch so genau das abdeckt, was der Zielgruppe unter den Nägeln brennt.

Die vermutlich größte Schwierigkeit, die es zu umschiffen gilt, ist für ein Projekt wie Gibt es auf der dunklen Seite vom Mond Aliens? der Umgang mit Fachwörtern. Moore entscheidet sich dagegen, auf Fachwörter vollständig zu verzichten. Er bindet das Fachvokabular ein und versucht, es für Kinder verständlich zu erklären. Das gelingt ihm in fast allen Fällen sehr gut – nur manchmal leider an der falschen Stelle. Das Wort Atmosphäre beispielsweise wird erst mehrere Seiten nachdem es zum ersten Mal verwendet wird erklärt. Das könnte manche Kinderköpfe zum Rauchen bringen. Andere Fachtermini, die im Text nicht erklärt werden, sind im Glossar auf den letzten Seiten des Buchs untergebracht. Schade, dass das Glossar fast versteckt ist; wer es erst zufällig nach Ende der Lektüre des Buchs entdeckt, für den kommt es wohl zu spät.

Ebenfalls sehr versteckt platziert ist der Hinweis auf Ben Moores Webseite, auf der Kinder ihre eigenen Fragen an den Professor stellen können. Gerade diese Gelegenheit dürfte viele der jungen Leser interessieren.

All das sollte aber nicht davon ablenken, dass Ben Moore, ganz im Gegensatz zu Albert Einstein, ein sehr verständliches und interessantes Buch geschrieben hat. An vielen Stellen liefert Moore schöne Beispiele und gut gewählte Analogien, die die Zahlen in ungewohnten Größenordnungen erst greifbar machen. Besonders stechen unter diesen eine Art Bauanleitung für eine Mini-Replik unseres Sonnensystems und eine Übersicht, welche die Entwicklung des Universums proportional als einen Tag darstellt, hervor. So werden die Maßstäbe auch für Kinder nachvollziehbar.

Laut Buchumschlag ist Gibt es auf der dunklen Seite vom Mond Aliens? für Kinder ab 8 Jahren geeignet. Tatsächlich ist das Buch allemal für Kinder ab 8 Jahren unbedingt empfehlenswert, eignet sich aber in dieser Altersklasse weniger für die eigenständige Lektüre.  Positiver Nebeneffekt: Es ist nicht auszuschließen, dass die erwachsenen Mitleser unter diesen Umständen Antworten auf Fragen erfahren, von denen sie nicht wussten, dass sie sie hatten.

 

Ben Moore: Gibt es auf der dunklen Seite vom Mond Aliens? Sachbuch für Kinder. Zürich, Kein & Aber 2017. 120 Seiten, 16 Euro.

Timo Poensgen

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Timo Poensgen

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