Vergangene Woche heizten die Jungs von Bilderbuch dem Publikum im ausverkauften Palladium ordentlich ein. Neben fetter Lichtshow und heißen Beats lieferte die Band eine Show ab, die Absurdität und Genialität miteinander verband. Fast eintausend weiße Sneaker zierten dabei den Bühnenhintergrund, in Reih und Glied aufgereiht und auf ansteuerbaren Halterungen montiert: Eine im Takt marschierende Sneaker-Armee.
Den Einstieg in das Spektakel gaben die vier Österreicher mit „I <3 Stress“, gefolgt von, ganz dem Motto treu bleibend, „Sneakers4Free“: „Ich kann nicht leben ohne free drinks!“ singt Frontmann Maurice Ernst und wie selbstverständlich ruft das Publikum zurück „Frinks!“. Das ganze, begleitet von zwei Gospelsängerinnen, wirkte wie ein absurder sonntaglicher Kirchgang in einer fernen (oder vielleicht auch doch nicht so fernen) Realität des Materialismus.
Mit den daran anschließenden ersten Takten E-Gitarre von „OM“ nickten Vor- und Hintermann im Zuschauerraum dann spätestens wie in Ekstase mit dem Kopf zum Beat und schrien dem Sänger seine eigenen Worte „Gib dir mehr Zeit, gib dir mehr Zeit, gib dir mehr Zeit für dich!“ entgegen.
Dieser fühlte sich bei der Sache sichtlich wohl und machte dem Klischee der Rampensau alle Ehre. Lässig, locker und mit den Armen wild und affektiert zur Musik gestikulierend, war man von seiner Bühnenpräsenz so sehr in den Bann gezogen, dass man vielleicht gar einen fernen Vergleich zu Freddy Mercury wagte.
Würden alle Lieder der Setlist aufgezählt, könnte alleine damit vermutlich der Rahmen des Artikels gefüllt werden, denn die Band spielte sage und schreibe fast zwei Stunden. Das freute vor allem das Publikum, denn sowohl Liebhaber der alten als auch des neuen Albums Magic Life kamen auf ihre Kosten. Vor allem die Klassiker „Spliff“, „Schick Schock“, „Plansch“ und „Softdrink“ ließen das Publikum im Choral miteinstimmen oder vielleicht eher: grölen.
Neben Maurice, der vorne auf der Bühne scheinbar versuchte die Absurdität seiner Texte in mit weißen Peace-Zeichen übersäten Leggings, weißem Langarmshirt und Goldkettchen zu verkörpern, machte auch der Gitarrist Michael Kramer eine gute Figur und brachte die Zuschauer der Show mit seinen Gitarrensoli zum Kreischen.
Was natürlich auch live nicht fehlen durfte, war das im Album eingesetzte Autotune. Wo mancher Künstler versucht seine misslungenen Gesangs-Fehltritte zu retuschieren, wagen Bilderbuch die Ästhetisierung dieses Effekts und bauen es gekonnt und fast ironisch in ihren Klang mit ein, einem Mix aus Rock/Pop, Hip-Hop und Elektro.
Als dann der momentane Radiohit „Bungalow“ erklang und sich schließlich dem Ende neigte, wollten die ersten Zuschauer schon vor Ansturm der Massen auf den Ausgang das Feld räumen, aber Bilderbuch setzten wieder und wieder einen Song drauf und beendeten das Konzert schließlich in Überlänge mit „Sweet Love“.
Alles in allem scheuen Bilderbuch nicht davor Pop-Klischees zu durchbrechen und altes neu aufzusetzen. Die Texte sind herrlich frisch und unaufgesetzt ehrlich. Absurd und genial zugleich. Am Ende flogen der Band nicht nur der Applaus, sondern auch der ein oder andere BH zu.
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