Father John Misty – Pure Comedy

Mit „Pure Comedy“ gelingt Father John Misty endlich der wohlverdiente Höhepunkt seines musikalischen Schaffens.

Der Amerikaner Joshua Tilman ist ein begnadeter Songwriter und das nun schon seit über zehn Jahren. Doch den großen Durchbruch feiert er erst unter seinem Namen Father John Misty. Dabei lieferte er schon davor vielversprechende Musik ab. Zudem war er noch Schlagzeuger der Band Fleet Foxes.

Bei Tilman stimmt allerdings nicht nur seine musikalische Ausrichtung, sondern auch sein Intellekt. Ein Musiker, den die postmoderne und postfaktische Gesellschaft braucht. Er will die Leute aufrütteln, aber nicht belehren. Er kündigte mit seinem neuen Album Pure Comedy ein zeitkritisches Werk an und genau das ist sein drittes Album unter dem genannten Künstlernamen auch geworden.

Father John Misty bewegt sich irgendwo zwischen traurigem Zynismus und einer breitgefächerten Gesellschaftskritik. Schon der erste Song und Titeltrack „Pure Comedy“ ist eine pure Satire auf das aktuelle Zeitgeschehen. Tilman macht klar: Die Welt ist so absurd geworden, dass wir gar keine Satire mehr brauchen, denn die Realität ist mittlerweile surreal genug.

Nachdem sich der aus Maryland stammende Songwriter im ersten Song lediglich etwas aufgewärmt hat, legt er in „Total Entertainment Forever“ erst richtig los. Schon in der ersten Songzeile geht es um die Pornografisierung von Prominenten wie Taylor Swift durch Virtual-Reality-Brillen. In einem Interview mit dem Kanadischen Musikmagazin exclaim erklärt Tilman seine Kritik ausführlicher: „I don’t want that to happen to Taylor Swift. That is the worst thing I can think of; that is so horrible. And if you don’t think that this virtual reality thing isn’t going to turn into sex with celebrities, then you’re kidding yourself. That face recognition stuff? I mean, there are people working on it right now. It’s absurd. Someone sitting with this headset on, you know? Oh God, it’s just, how many different ways do human beings need to masturbate?“

„Pure Comedy“ verdient das Prädikat Album des Jahres

Father John Misty sieht oft nur das schlechte im Menschen, aber ganz unrecht hat er mit seiner Kritik nun mal nicht. Das Schöne ist, dass er uns Menschen sein bestes Album abliefert und auch sein längstes. Auf eine herkömmliche Audio-CD passen etwa 75 Minuten Musik. Der Amerikaner beglückt uns mit 74:30 Minuten und jede Sekunde ist es Wert, gehört zu werden. Von dieser Platte werden wir zurecht noch das ganze Jahr sprechen.

So nimmt er in „Ballad of the Dying Man“ den Social-Media-Dauerkommentator aufs Korn. „Was werden die Leute nur ohne meine Kommentare tun, wenn ich sterbe?“, fragt sich der Protagonist in seinem Stück. Durch soziale Netzwerke meinen viele Leute inzwischen ihre Meinung, egal zu welchem Thema, sei ganz besonders wichtig. Auf einmal sind sie alle Experten zum Islam, zur Demokratie oder zum Syrien-Konflikt. Jeder weiß alles. „Doch wie werden wir nur alle ohne diese Kommentare klar kommen, wenn sie sterben?“, fragt sich Tilman ironisch.

Das für den Hörer am schwierigsten zu fassende Stück ist ganz klar „Leaving LA.“ mit einer sagenhaften Dauer von 13 Minuten. Tilman wird dabei nur von sanften Streichern begleitet und singt dabei vor allem über seine Kindheitserinnerungen und auch über seine schweren Zeiten reflektiert er aus einer selbstkritischen Balkonperspektive. Zane Lowe erzählte er, dass er ganze drei Jahre an diesem Manifest von einem Song geschrieben hat.

Das einzige Stück, das etwas an das Vorgängeralbum I Love You Honeybear erinnert, ist der entspannte Song „Smoochie“. Hier geht Tilman ausnahmsweise auf die zwischenmenschliche Ebene ein. Im nächsten Song „Two Wildly Different Perspectives“ wechselt Joshua schon wieder seine Rolle und beschreibt das gespaltene Amerika.

Letztendlich ist es so: Wenn die Gorillaz in drei Wochen nichts völlig bahnbrechendes und verrücktes abliefern, ist „Pure Comedy“ sicherlich einer der Favoriten für das Prädikat „Album des Jahres“.

Joshua Tilman kommt für einen exklusiven Termin am 14.11 ins Berliner Huxley’s um sein Album in Deutschland auch live zu präsentieren.

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Bildquelle: Pressefreigabe

Daniel Guggeis

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