Nicht gerade überraschenderweise liefern Damon Albarn, Jamie Hewlett und ihre Freunde mit Humanz wieder pures Gold für die Ohren
Schon die vorab präsentierten Lieder haben kunstvoll bewiesen, dass die Gorillaz nach wie vor eine der interessantesten aktuellen Bands sind. An ihrem (oder eher ihren) typischen Genre(s) hat sich nicht viel geändert, außer, dass hier und da mal wieder etwas Neues probiert wurde, wie zum Beispiel beim Song „Hallelujah Money“. Elektro, Pop, Hip-Hop, Rock, Soul, Blues, Reggae und alles dazwischen gehört zum Erfolgsrezept, kombiniert mithilfe von neuen und wiederkehrenden Gästen. Vince Staples, De La Soul, Popcaan, D.R.A.M., Benjamin Clemetine und Jehnny Beth der Band Savages gehören dieses Mal nebst vielen anderen dazu. Dazwischen, immer wieder, kommt Albarns Stimme zum Vorschein, die trotz der zahlreichen Gäste einen wichtigen Kernpunkt in der Musik der Gorillaz ausmacht.
Die Kreuzung verschiedener Genres scheint den Künstlern extrem einfach zu fallen, denn in keinem Song wirkt irgendein Aspekt des Ganzen gezwungen, übertrieben oder fehl am Platze. Selbst wenn verschiedenste Lieder aufeinander folgen, findet kein spürbarer Bruch statt, der den Fluss des Werks beeinträchtigen würde. Hilfreich sind dabei die mehreren Interludes, die entweder politisch oder sozialreflektierend angehaucht sind. Insgesamt ist Humanz ein sehr getriebenes, tanzbares Stück Musik geworden, trotz einiger Songs, die eher ruhig dahinfließen.
Ein großer Streitpunkt der aktuellen Lage der Gorillaz ist dem Album nicht anzuhören, aber in letzter Zeit überall präsent: die Partnerschaften mit kommerziellen Unternehmen wie der Deutschen Telekom oder Red Bull. Auf der einen Seite verschaffte vor allem die Telekom der Gruppe vielfältige neue Wege um die virtuelle Existenz der Bandmitglieder 2-D, Noodles, Murdoc und Russel so groß und explorativ wie nur möglich zu gestalten. Nennenswert sind da etwa Live-Interviews mit den fiktiven Bandmitgliedern, Virtual Reality-Erlebnisse der Songs und Videos, und vieles mehr. Da Jamie Hewlett für das grafische Werk verantwortlich ist und dieser somit einen elementaren Teil der Band ausmacht, ist die Umsetzung des Visuellen extrem wichtig und will mit jedem neuen Album getoppt werden. Doch ob auf der anderen Seite eine weltweit erfolgreiche Band wie die Gorillaz dafür Werbeverträge braucht, ist fraglich. Fest steht dabei jedoch, dass es sich zumindest gelohnt hat, denn mit weltweiten Live-Erlebnissen und einer Vielzahl an virtuellen Angeboten haben sich Albarn und Hewlett selbst mindestens fünffach übertroffen.
Zurück zum Album: Wie der Titel Humanz und das gesprochene Intro „I Switched My Robot Off“ schon vermuten lassen, dreht es sich hauptsächlich um das Menschliche in einer Zeit der virtuellen Information und Kommunikation. Was uns menschlich macht und wo wir dieses Menschliche eventuell verlieren. Weitere Interludes teilen die LP in mehrere Stücke und sind dabei teilweise trotz sehr kurzer Dauer interessant (z. B. „The Non-conformist Oath“).
Spielerisch und experimentierfreudig verpackt bieten die Gorillaz mit Humanz einmal mehr fantastische Unterhaltung mit Konzept, Köpfchen und vor allem viel Talent – ihrem eigenen und dem hochkarätiger Gastmusiker. Ende des Jahres kommt das Comic-Quartett außerdem auf Tour, und somit steigt die Spannung auf die Beantwortung der Frage, wie das Visuelle live umgesetzt wird. Die relevanten Tourdaten findet ihr hier.
Tour:
01.11.2017 – Luxemburg, Rockhal (LU)
02.11.2017 – Wien, Stadthalle (AT)
08.11.2017 – Zürich, Samsung Hall (CH)
09.11.2017 – Genf, Arena (CH)
11.11.2917 – München, Zenith
17.11.2017 – Berlin, Max-Schmeling-Halle
18.11.2017 – Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle
19.11.2017 – Hamburg, Sporthalle