Sam Fender – 19.04.2018 – Köln, artheater

Künstler zu groß zu buchen muss nicht immer schlecht sein. So oder so ähnlich lässt sich der magische Abend mit Sam Fender und Supportact Paul Weber am 19. April im Ehrenfelder artheater wohl bestens zusammenfassen. Der große Theaterraum füllte sich den Abend nur knapp über die Hälfte mit Fans des genresprengenden Briten.

Am Anfang war Paul Weber

Bevor der aber samt Band die Bretter des artheater betrat, war da Paul Weber. Und wie er da war. Der Kölner verzauberte mit einer vokalen Schlagkraft á la Henning May, durchdachten Melodien und Texten zwischen Herzschmerz und feinen Alltagsbeobachtungen. Mit nicht mehr als seiner Gitarre auf der Bühne ein mittlerweile vertrautes Bild, seine Kunst weiß aber durchaus aus dem aktuellen Singer/Songwriter-Wust auszubrechen. Gleichermaßen Deutsch und Englisch versiert, sorgte Paul Weber für eine angenehme, beschwingte Grundstimmung, die er geschickt mit einigen Tropfen Melancholie zu würzen verstand. Hier lohnt auf jeden Fall ein Blick im Streamingdienst des Vertrauens oder besser: ein EP-Kauf!

Die britische Wucht

Nach kurzer Umbaupause betrat schließlich Sam Fender mit seiner mittlerweile vierköpfigen Band die Bühne und ließ nichts anbrennen. Mit wuchtigem Aufschlag gab er seine gesellschaftskritische Ode an die aktuelle Generation zum besten und blies mit Millenial und einer, fürs artheater wahnsinnig gut getakteten, Lichtshow einmal das anwesende Publikum durch.

Damit war die Stimmungsmarke für den Abend gelegt. Während man online aktuell nur etwas mehr als eine Handvoll Tracks findet, spielte die Band um den Briten ein ambivalentes und – vor allem – sehr vollständig wirkendes Set. Ganz so, als wäre das kommende Debütalbum bereits veröffentlicht. So viel sei verraten: Die neuen Songs stehen Hymnen wie Millenial oder Friday Fighting in nichts nach.

Mit letzterer brachte er schließlich alle Anwesenden zum ausgelassenen Tanz, wohl auch in Vorfreude auf das, an diesem Donnerstag unmittelbar bevorstehende, Wochenende.

Live zeigte sich zusammengefasst also die britische Wucht, die Sam Fender mit Band nahezu spielend leicht entfesseln kann, auch wenn viele der Texte einen ernsten und nachdenklichen Hintergrund für sich besetzen. Was kommuniziert wird, wie es gemacht wird – leuchtet schnell ein. Davon verstehen die Jungs einiges. Sei das nun in voller Bandbesetzung oder mit Sam Fender allein am Keyboard – alles fügte sich wunderbar organisch in einen bemerkenswert runden Abend.

Das Konzert endete erwartungsgemäß mit Play God. Ein Song, der durch sein markantes Intro bereits für ein letztes Aufbäumen der verträumten Euphorie im Publikum sorgte. Wahnsinnsstimmung, trotz lediglich halb gefülltem artheater, wunderbar tragende Melodien und starke Aussagen dahinter. Chapeau, Sam Fender, gern wieder. Wir freuen uns. 2018 wird definitiv das Jahr für die Jungs aus Großbritannien.

 

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Bild: Pressefreigabe

Christian Greiner

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Christian Greiner

Paar-und-zwanzig. Immer irgendwo zwischen Alternative, Indie, Future Bass und Hip Hop unterwegs. Vorzugsweise deutschsprachig. Ich grüße meine Oma!