Die Geschichte der Parcels ist schon jetzt mit Anekdoten und Meilensteinen gespickt, welche die erste Dokumentation in Spielfilmlänge oder sehr viele Kapitel der Band-Biographie ohne Probleme füllen würden – und das, obwohl erst jetzt das selbstbetitelte Debütalbum das Licht der Musikwelt erblickt hat.
Die letzten Jahre der fünf Jungs aus Down-Under waren gespickt mit Highlights, von denen andere Newcomer träumen: ausverkaufte Shows, gefeierte Festival- und Talkshowauftritte, ein Spontan-Umzug nach Berlin und eine Zusammenarbeit mit Daft Punk. Dass sie das alles ohne ein Debütalbum in der Tasche erreicht haben, lassen die Errungenschaften nur noch mehr beeindrucken. Fest stand aber auch: Nach diesen Erlebnissen wurde es jedenfalls wirklich Zeit, dass der erste Longplayer gebastelt wird. Wie jede andere Band vor ihnen, standen aber auch die Parcels vor der schicksalshaften Frage „Was wird das Thema?“
Am Anfang war da der Song „Bemyself“. Die Demo des kurzen Tracks mit der leicht kitschigen Hook und Sprüchen, die man zwar genauso auch auf irgendwelchen Instagram-Inspirational-Pictures vor malerischen Landschaften lesen könnte wurde zum Wegweiser für die Platte. „In diesem Song geht es um uns und darum, was und wer wir als Band sein wollen. Das ist die einzige Botschaft, die wir für das Album brauchen.“, erklärt der Gitarrist Jules Crommelin die Inspiration. Der Stil war also gefunden, das Album wurde selbstbetitelt und kurzerhand auch vollkommen selbst produziert – mehr Parcels als Quintessenz geht nicht.
Die Entscheidung, sich als Band in den Mittelpunk ihres Debüts zu stellen ist keineswegs neu, fühlt sich aber im Falle der Australier einfach richtig und vollkommen organisch an. Denn daraus dürfte auch die vielfältige Songauswahl entstanden sein, die einige Fans oder Interessierte, die die Band schon länger verfolgen, überraschen dürfte. Wer hier elf heißblütige Disco-Tanzflächenfüller erwartet hat, hat falsch gewettet. Dabei ließen all die Songtitel mit fehlenden Leerzeichen durchaus darauf hoffen, dass hier keine Zeit mit Pausen verschwendet wird und Hit auf Hit folgt.
Natürlich lassen sich auch Tracks mit diesen Kriterien finden, gerade mit den Vorab-Singles wie „Tieduprightnow“ bohrt sich der Dream-Pop angenehm in die Gehörgänge, lässt auf dem Weg den Kopf mitnicken und in den Zehenspitzen angekommen die Beine zum Takt wippen. Der Übergang vom Opener „Comedown“ zu „Lightenup“ ist so butterweich, dass der Hörer vor so viel funky Goodness einfach nur dahinschmelzen kann.
Das ist aber bei weitem noch nicht alles, was das Repertoire der Parcels hergibt. Denn die Jungs wollen sich schließlich von allen Seiten präsentieren. Das beinhaltet auch eine ungewohnt ruhige, aber nicht weniger sexy Seite der Truppe. „Withorwithoutyou“ bittet zum eng-umschlungenen Slowdance, während „Exotica“ einem die Hand auf die Schulter legt und musikalisch nahelegt, dass mal wieder Zeit zum Chillen ist. Das schon anfangs erwähnte „Bemyself“ haben sich die Wahl-Berliner für den emotionalen Abschluss aufgehoben, wenn sich gepflegt in Richtung Sonnenuntergang geträumt werden darf. Dann fällt der Vorhang und wie bei einem Film gibt es dann sogar mit dem Song „Credits feat. Dean Dawson“ – nun ja – Credits eben. Es wird dem Hörer für die gemeinsame Reise durch das Debütalbum gedankt und all jenen, die in den verschiedensten Weisen zu diesem Album beigetragen haben. So sympathisch und catchy war ein Abspann noch nie.
Insgesamt wirkt Parcels wie ein später Abend in einer verrauchten Karaokebar, die verschiedene Zeitebenen vereint. Hier treffen sich die Bee Gees mit Roosevelt, trifft Disco auf French-House und es entsteht etwas komplett neues. Etwas, das einfach zusammengehört: die Parcels.
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Bild: Pressefreigabe
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