Ein Album wie ein Trip: Christopher Schwarzwälder und Iannis Ritter vereinigen sich erneut und verbinden deepe Downbeats mit Lo-Fi-Synths und vor Lethargie brodelndem Sprechgesang.
Kaum verkünden die schwächer werdenden Sonnenstrahlen den Rückzug des Sommers und damit das Ende der Open-Air- und Festivalsaison, liefern Christopher Schwarzwälder und Iannis Ritter den perfekten Sound für in sich gekehrte und sensible Herbsttage, aber auch für lange Clubnächte und noch länger dauernde Afterhours. Es ist irgendwie immer noch der Sound, der durch die besagten und legendären Nächte in den letzten 15 Jahren an der Spree sukzessive entstanden ist und den Chris Schwarzwälder mitgeprägt hat, zuerst in der Bar25, dann in Kater Holzig und Blau: langsame und melancholische Beats, die die euphorisierten und gleichwohl ermüdeten Körper weiter im pulsierenden Rhythmus bewegen und die Sehnsucht nach einer nie enden wollenden Party aufkommen lassen.
Schwarzwälder und seine Kollaborationsprojekte stehen vor allem mit dem Berliner Label Katermukke und dem Technoclub Kater Blau in Verbindung.
Seine Produktionen bewegen sich zwischen kantigem Ethno-Downbeat und treibendem, melancholischem Deep-House ganz im Zeichen der House-Marke Katermukke. Neben seinem Solo-Projekt ist er traditionell vor allem mit Mira als DJ- und Studiopartnerin und seit einiger Zeit auch mit Electronica-Legende Acid Pauli sowie weiteren renommierten Künstlern wie NU, Raz Ohara, Jo.Ke und Mo unterwegs, die sowohl in Schwarzwälders Produktionen als auch in der Live- und Studioformation Feathered Sun mitwirken. Zwischen den einzelnen Projekten Stilgrenzen zu ziehen, ist oftmals nicht ohne Weiteres möglich.
Zusammen schaffen Schwarzwälder und Ritter mit Out The Window einen Genre-Mix zwischen Deep House, Downbeat und Hip Hop.
Als ob das alles noch nicht genug wäre, beginnen Chris Schwarzwälder & Iannis Ritter 2016 das gleichnamige Projekt und veröffentlichen über Bandcamp das Album Ritterwald, ebenfalls ruhigere und deepe Tracks mit einem mal größeren, mal kleineren Stoner-Touch. Mit der neuen LP Out The Window wird dieser Sound perfektioniert und profiliert. Das Album klingt prinzipiell runder und durchdachter als der Vorgänger, gängige Track-Strukturen werden durchbrochen. Es öffnet mit dem verträumten Zweinhalbminüter „Snowbroom”, in dem sich elektronische Sounds mit Klang- und Vokalschnipseln verdichten und eine gemeinsame Klimax finden. Es ist nicht der einzige Track ohne durchschlagende Drum, dennoch sind Schwarzwälders und Ritters Stil ruhiger und die Nummern kürzer geworden, der Titel-Track „Out The Window“ und seine gewaltige Bassline erinnern noch am ehesten an den dichten und treibenden Deep-House-Sound aus Schwarzwälders Solo-Projekt.
Unverwechselbar und trotzdem wandelbar: Iannis Ritters Stimme.
Die Beats werden von Ritters Stimme zusammengehalten, die sich fließend zwischen Rap, Gesang und Geräusch bewegt, mal glockenklar, mal nachbearbeitet und verfremdet, sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch. Dabei brillieren poppige Momente („Colder”) ebenso wie besagter psychedelischer Stoner-Sound im breakbeatigen Hip-Hop-Stil („Make Things Smaller”), aber auch (E-)Gitarren-Klänge („Electron”, „Down”), die den Tracks einen Touch von Indie geben. Am Ende einen Verspieltheit und gleichzeitig Introversion die acht Tracks, die damit sowohl für ein gutes Soundsystem und das kollektive Erleben als auch für Momente abseits des Trubels und den Kopfhörer gemacht erscheinen.
Out The Window von Christopher Schwarzwälder & Iannis Ritter erschien am 23. August via Hold Your Ground (Audiolith) als Vinyl und digital.
Soundcloud Chris Schwarzwälder
Soundcloud Iannis Ritter
Out The Window auf Audiolith