Hundredth – 19.02.2020 – Köln, Artheater

Denjenigen Hundredth-Fans, die seit der Geburtsstunde hinter der Band stehen, kann man eins nachsagen: Sie haben einen breit gefächerten Musikgeschmack. Oder zumindest sind sie offen für musikalische Veränderungen. Kleine und auch große – und im Falle der ehemaligen Hardcore-Band sogar ein ganzer Genrewechsel.

Das spiegelte sich an diesem Mittwochabend im Publikum wider, das sich in der Kölner Location artheater zusammenfand, um die „neuen“ Hundredth zu feiern. Die präsentierten sich einerseits gefühlvoll und eindringlich und luden ein, die Augen zu schließen und sich ganz auf den leicht psychedelisch anmutenden Sound zu konzentrieren.

Andererseits hörte man da die harten Gitarren, zum Beispiel in Songs wie „Decompose“ und „Youth“, die daran erinnern, dass Sänger Chadwick Johnson bis 2017 noch vorwiegend geschrien statt gesungen hat und dass das rhythmische Wippen der Crowd noch vor wenigen Jahren wohl eher einem heftigen Moshpit hätte weichen müssen.

Hip Hop und Indie statt Hardcore

Man mag es vielleicht auf das Alter schieben – oder aber auf die allgemeine Tendenz vieler Hardcorebands, sich nach einer Weile musikalisch in neue, softere Gefilde zu bewegen. Jedenfalls wurde aus den „Szenekids“ von früher ein bunt gemischtes Publikum (fast) aller Altersklassen.

Nicht zuletzt der Supportact der fünfköpfigen Band verrät, dass Chadwick Johnson musikalisch neue Wege einschlagen wollte. Statt einer Rockband eröffnete niemand anderes als der amerikanische Rapper Ryan Caraveo die Show, für den Chadwick Johnson Gitarre spielt.

Wer den Musikstil von Hundredth seit Rare (2017) mag, dürfte in der beschaulichen Ehrenfelder Partylocation genau die Show bekommen haben, auf die er oder sie gehofft hatte: einen guten Sound, eindringliche Melodien und eine musikalische Performance, die technisch durch und durch überzeugte.

Anna Ibelshäuser

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Anna Ibelshäuser

Fotografin, Texterin und Musikliebhaberin aus Köln